Als Mitbegründer des Climate Pledge hat Amazon sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden. Dafür investiert der Konzern jetzt in eine noch junge, aber vielversprechende Klimatechnologie: die direkte Kohlenstoffabscheidung (engl.: Direct Air Capture, DAC).
Wie funktioniert Direct Air Capture?
Bei der direkten Kohlenstoffabscheidung wird durch einen chemischen Prozess Kohlendioxid aus der Atmosphäre gefiltert. Dieses wird tief unter der Erde in salzhaltigen Aquiferen gespeichert – riesigen Gesteinsformationen mit Hohlräumen, die mit Salzwasser angereichert sind. Das im Boden eingelagerte CO₂ kann dann als „sauberes“ Kohlendioxid genutzt werden, beispielweise zur Herstellung von Baumaterialien oder synthetischen Brennstoffen.
Amazon investiert in zwei DAC-Unternehmen
Als einer der größten Konzerne weltweit verursacht Amazon eine erhebliche Menge an CO₂-Emissionen und trägt damit zum globalen Klimawandel bei. Allein im Jahr 2021 war Amazon für den Ausstoß von mehr als 71 Millionen Tonnen Kohlendioxid verantwortlich (Quelle: Amazon’s 2021 Sustainability Report). Als Teil der Maßnahmen, um seinen enormen CO₂-Fußabdruck auszugleichen, investiert Amazon jetzt in zwei DAC-Unternehmen, wie der Konzern in einer Pressemitteilung erklärt:
Erstens hat Amazon sich verpflichtet, über einen Zeitraum von zehn Jahren insgesamt 250.000 Tonnen Kohlendioxid in Form von sogenannten CO₂-Reduktionsgutschriften von dem Unternehmen 1PointFive zu erwerben. 1PointFive, übrigens eine Tochterfirma des Öl- und Gaskonzerns Occidental Petroleum, ist Betreiber der DAC-Anlage STRATOS, die derzeit in Texas entsteht. STRATOS soll die größte DAC-Anlage der Welt werden und jährlich bis zu 500.000 Tonnen CO₂ aus der Atmosphäre herausfiltern. Zusätzlich unterstützt Amazon 1PointFive, in dem es dem Unternehmen die digitale Infrastruktur von Amazon Web Services zur Verfügung stellt, um die Anlagendaten in Echtzeit analysieren und den Betrieb so kontinuierlich optimieren zu können.
Zweitens investiert Amazon durch den Kauf von CO₂-Reduktionsgutschriften im Wert von 100.000 Tonnen Kohlendioxid in das Klimatechnologieunternehmen CarbonCapture. Die DAC-Systeme der CarbonCapture-Maschinen sind modular aufgebaut und können so einfach optimiert, ergänzt und weiterentwickelt werden. Sie arbeiten mit Absorptionsmitteln, die bei Abkühlung atmosphärisches CO₂ aufnehmen und bei Erwärmung konzentriertes CO₂ freisetzen.
„Amazons Hauptaugenmerk liegt auf der Dekarbonisierung unserer globalen Aktivitäten, sei es durch die Umstellung auf erneuerbare Energien, die Verwendung von nachhaltigeren Baumaterialien oder die Elektrifizierung unserer Lieferflotte und der globalen Logistik. Zudem setzen wir uns aktiv dafür ein, das Verpackungsgewicht pro Sendung für unsere Kund:innen zu reduzieren. Gleichzeitig müssen wir sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen, um den Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre zu reduzieren. Daher ergänzen diese Investitionen in die direkte Luftabscheidung unsere Pläne zur Emissionsreduzierung, und wir freuen uns, das Wachstum und die Anwendung dieser Technologie zu unterstützen“, wird Kara Hurst, Vice President of Worldwide Sustainability bei Amazon, in der Pressemitteilung zitiert.
Mit den DAC-Investitionen zeigt Amazon sich als Vorreiter beim Klimaschutz und wird damit zwei seiner vier Leitprinzipien, nämlich „Leidenschaft für Erfindungen“ und „langfristiges Denken“, einmal mehr gerecht. Doch trotz aller Schritte, die Amazon bisher in Richtung Klimaneutralität gegangen ist, bleibt fraglich, ob Amazon seine Climate Pledge-Ziele bis 2040 erreichen wird. CO₂-Reduktionsgutschriften im Wert von insgesamt 350.000 Tonnen CO₂ über zehn Jahre hinweg gegenüber einer jährlichen Emission von mehr als 71 Millionen Tonnen CO₂? Wohl eher ein Minischritt.