Amazon testet derzeit ein eigenes generatives KI-Tool, das Marktplatzhändler bei der Erstellung von Produktbeschreibungen unterstützen soll. Das hat der Online-Konzern kürzlich gegenüber The Information (Achtung: Paywall) bestätigt.
Die Idee: Seller geben lediglich einige Stichwörter in das KI-Tool ein, die ihr Produkt bestmöglich beschreiben, und die KI generiert damit Texte für ihr Amazon-Listing, wie Titel, Aufzählungspunkte sowie ausführliche Produktbeschreibungen. Das Tool wird derzeit mit einigen ausgewählten Amazon-Händlern getestet.
Warum sind gute Produktbeschreibungen wichtig?
Produktbeschreibungen als Teil des Listings sind ein wichtiger Faktor für den Verkaufserfolg eines Produkts auf Amazon, denn:
- In den Produktbeschreibungen erhalten potenzielle Käufer:innen Informationen zu einem Produkt, die sie benötigen, um eine Verkaufsentscheidung treffen zu können. Dazu gehören nicht nur die Merkmale und Eigenschaften eines Produkts, sondern auch sein Zweck und der Grund, warum es Sinn macht, genau dieses Produkt zu kaufen.
- Durch die Recherche und Auswahl passender Keywords, die von Amazons Suchalgorithmusgefunden werden, erhöht sich die Sichtbarkeit eines Produkts. Je relevanter die Keywords, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Produkt in den Suchergebnissen potenzieller Käufer:innen erscheint.
- Produktbeschreibungen bieten die Möglichkeit, die Alleinstellungsmerkmale (Unique Selling Points, kurz: USPs) eines Produkts aufzuzeigen und das Produkt so aus der Masse hervorzuheben.
- Genaue und fehlerfreie Produktbeschreibungen schaffen Vertrauen. Es ist daher wichtig, dass die Texte inhaltlich und sprachlich fehlerfrei sind. Rechtschreibfehler, falsche Formatierungen oÄ erwecken Misstrauen und den Eindruck von Inkompetenz, was wiederum mit minderer Produktqualität in Verbindung gebracht wird.
- Authentizität und die richtige Tonalität überzeugen. Passt die verwendete Sprache und Tonalität zu meiner Marke und meinem Produkt? Und zu meiner Zielgruppe?
- Ansprechende und überzeugende Texte und Bilder erzeugen positive Emotionen bei den Leser:innen und erhöhen so deren Bereitschaft, ein Produkt zu kaufen.
Um sicherzustellen, dass Amazon-Kund:innen ein positives und konsistentes Kauferlebnis auf dem Online-Marktplatz haben, hat Amazon seinen Sellern strenge Richtlinien für das Verfassen von Produktbeschreibungen auferlegt. Diese umfassen u. a. Zeichenbegrenzungen und Formatierungsvorgaben, das Verbot anstößiger Inhalte sowie die Vermeidung der Verwendung von HTML oder JavaScript.
Erleichterung für Marktplatzhändler durch die KI?
Nicht erst seit dem Hype um ChatGPT wird der Einsatz von Large Language Models (LLMs) immer populärer. Denn die Sprachmodelle, die auf Deep Learning-Techniken basieren, können nicht nur Inhalte verstehen und zusammenfassen, sondern auch innerhalb kürzester Zeit eigene Texte und andere Inhalte generieren. Damit dies gelingt, müssen die Sprachmodelle mit riesigen Datenmengen „gefüttert“ werden und lernen mit jeder Eingabe kontinuierlich dazu.
Hier bringt ein eigens von Amazon entwickeltes KI-Tool wesentliche Vorteile mit sich, im Gegensatz zu anderen öffentlich zugänglichen KI-Systemen. Denn dem Online-Riesen steht eine umfassende Menge an Daten sowohl von Verkäufer- als auch von Käuferseite zur Verfügung, um ihr KI-Modell so zu entwickeln, dass es Produktbeschreibungen erstellt, die den eigenen Anforderungen entsprechen und gleichzeitig auf die Bedürfnisse der Kund:innen abgestimmt sind. Das neue Tool kann Markplatzhändlern daher künftig sicherlich ein gewisses Maß an Zeit und Mühe bei der Erstellung von Produktbeschreibungen ersparen.
Allerdings betont Amazon selbst, dass das Tool den Sellern die Überprüfung und Bearbeitung KI-generierter Texte nicht abnehmen kann. Jeder, der ChatGPT oder ähnliche Tools schon einmal getestet hat, weiß: Bisher sind die KI-Texte generisch, teilweise fehlerhaft und die gewünschte Tonalität wird kaum richtig getroffen. Daher ist es wichtig, dass Seller, die das neue KI-Tool nutzen, die erstellten Produktbeschreibungen auf die oben genannten Punkte hin prüfen und überarbeiten, bevor Sie diese verwenden:
- Sind alle wichtigen Informationen zum „was“, „wie“ und „warum“ meines Produkts im Text enthalten?
- Wie steht es um die Keyword-Relevanz?
- Enthält die Produktbeschreibung die richtigen USPs, sodass mein Produkt sich von der Masse abhebt?
- Sind alle Angaben zum Produkt richtig und fehlerfrei?
- Passt die Tonalität zu meiner Marke und meinem Produkt?
- Spricht der Text meine Zielgruppe sprachlich und emotional an?
Fazit: Mit Amazons neuem KI-Tool können Seller künftig sicherlich ein gewisses Maß an Zeit und Aufwand bei der Erstellung ihrer Produkt-Listings sparen, indem sie erste Textideen erhalten oder KI-generierte Texte als Basis für ihre Textinhalte nutzen, die sie dann in Hinblick auf Richtigkeit und (Keyword-)Relevanz sowie Markenidentität und Zielgruppe anpassen. Einen kompletten Ersatz für die eigene Arbeit wird das Tool nicht leisten können.