Amazon Prime: Das All-inclusive Buffet für Kund:innen

Warum weniger manchmal mehr wäre

Kund:innen wollten kostenlose, schnelle Lieferungen. Inzwischen erhalten sie günstigen Krankenschutz dazu und können gleichzeitig beim Tanken sparen. Klingt verwirrend? Willkommen im Amazon Prime-Universum.

Es wird immer mehr, was Amazon seinen Prime-Kund:innen bietet: taggleiche Lieferungen, exklusive Deals, Streaming von Filmen, Serien, Musik und Spielen. In den USA kommen inzwischen Rabatte beim Kauf von rezeptpflichtigen Medikamenten über die Amazon Pharmacy sowie Krankenschutz für gerade mal fünf US-Dollar monatlich hinzu. Der neueste Deal: 10 Cent Rabatt pro Gallone Benzin bei ausgewählten Partner-Tankstellen, ab 2025 zudem Vergünstigungen für Elektroauto-Ladungen. Jährliche Ersparnis laut Amazon: durchschnittlich 70 US-Dollar pro Jahr.

Die Frage, die dabei aufkommt: Braucht man das alles? Oder vielmehr: Wollen die Prime-Kund:innen all das wirklich?

Amazon Prime: All-inclusive für alle

Mittlerweile erinnert das Amazon Prime Abo an ein All-inclusive Buffet, bei dem uns der Koch persönlich ALLES auf den Teller packt, egal, ob wir es mögen oder nicht. Weil es eben „All-in“ ist. Wäre es nicht viel sinnvoller, wenn sich Kund:innen ihr eigenes Prime-Menü zusammenstellen könnten? Ein Abo à la Carte statt All-you-can-eat Buffet?

Nehmen wir die Tank-Ersparnis als Beispiel: Für einen Teil der Prime-Kund:innen mag das ein echter Mehrwert sein, aber was ist beispielsweise mit den zahlreichen Prime-Abonnent:innen in Großstädten wie New York, die gar kein Auto besitzen? Die bezahlen mit ihrer Prime-Gebühr für ein Goodie, das sie niemals nutzen werden.

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Amazon geht es um Kundenbindung

Amazon hat in den letzten Jahren Prime schrittweise erweitert, um in so viele Lebensbereiche wie möglich hineinzuwirken. Denn letztlich geht es Amazon vor allem um eines: um langfristige Kundenbindung. Und je umfassender die Vorteile, die Amazon Prime bietet, desto schwieriger wird es für die Kund:innen, ihr Abo jemals wieder zu kündigen. Gerade die Bereiche Krankenschutz, Medikamentenversorgung und Tanken spielen hier eine große Rolle. Hier wirkt Amazon gezielt in neue Märkte – und Lebensbereiche – abseits des Onlinehandels ein.

Die Vorteile für Prime-Kund:innen sind vielfältig und verlockend, keine Frage. Aber wenn mir 50 verschiedene Services zur Verfügung stehen, von denen ich gerade mal fünf tatsächlich nutze, kommt am Ende die Frage auf, für welches Angebot ich eigentlich bezahle.

Hier ist eine Idee: Amazon könnte optional eine Art „Prime Light“ einführen – individualisierbar und schlank. Damit würde es seinen Kund:innen gezielt Mehrwert bieten. Denn eigentlich ist es doch wie am Buffet: Man sollte nur das auf dem Teller haben, was man auch mag und essen kann.

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