Bestechungs- und Betrugsskandal um prominenten Amazon-Berater

Er ist ein bekannter Amazon Seller Berater: Ephraim „Ed“ Rosenberg. Im Jahr 2018 erhob Amazon erstmals Vorwürfe gegen ihn wegen der mutmaßlichen Bestechung von Mitarbeiter:innen des Amazon Seller Supports. 2020 wurde Rosenberg vor Gericht angeklagt. Bisher hatte der erfolgreiche und als äußerst kompetent und ehrenwert geltende Amazon-Berater aus New York vor Gericht alles abgestritten und auf das Urteil „nicht schuldig“ plädiert. Jetzt hat er doch zugegeben, an dem 100-Millionen-Dollar-Betrug, in den insgesamt sechs angeklagte und zum Teil bereits verurteilte Amazon-Mitarbeiter und Berater verwickelt sind, beteiligt gewesen zu sein. Laut einem Bloomberg-Artikel drohen Ed Rosenberg bis zu fünf Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von bis zu 250.000 US-Dollar.

In einem LinkedIn-Post entschuldigte sich Rosenberg kürzlich für seine kriminellen Machenschaften: „Ich hätte mich nicht so verhalten dürfen. Ich entschuldige mich für die Dinge, die ich getan habe. Ich bereue es, sie getan zu haben. Ich werde mich vor einem Bundesgericht für dieses Verbrechen und mein Fehlverhalten schuldig bekennen. Ich verspreche, dass ich so etwas nicht wieder tun werde. Ich empfehle allen Sellern und Seller-Beratern dringlichst, meinem Beispiel zu folgen.“

Die Hintergründe des Betrugsskandals

Bei den „Dingen“, wie es Rosenberg in seinem LinkedIn-Post nennt und zu denen er sich schuldig bekannt hat, handelt es sich um unter anderem um Bestechung von Amazon-Mitarbeiter:innen in Indien im Austausch für die schnelle Aktivierung suspendierter Seller Accounts sowie für vertrauliche Unternehmensdaten, die Rosenberg und den anderen angeklagten Beratern dabei halfen, das Amazon-Business an bestimmte Marktplatzhändler zu lenken und deren Konkurrenten auszustechen. So sollen Seller über Rosenberg und die anderen angeklagten Berater beispielsweise für die Manipulation von Produktbewertungen bezahlt haben, um ihre eigenen Produkte zu pushen und die Konkurrenz durch negative Bewertungen vom Marktplatz zu vertreiben.

Beispiel
Zu schön, um legal zu sein (?)

Der Bestechungsskandal zeigt, dass Amazons Seller Support deutlich verbesserungswürdig ist. Seller beschweren sich regelmäßig darüber, wie undurchsichtig mit Kontosperrungen umgegangen wird und fordern mehr Transparenz bei der Durchsetzung der Marktplatzregeln von Amazon ein. Einige Händler verteidigen dem Bloomberg-Artikel zufolge Rosenbergs Verhalten mit der Begründung, dass Seller Accounts nicht selten zu schnell und zu Unrecht suspendiert werden, was für die Händler beträchtliche Umsatzeinbußen bedeutet. „Mit Ed Rosenbergs Hilfe haben sie [die zu Unrecht gesperrten Seller] ihren Lebensunterhalt zurückerhalten. Das entkräftet nicht die schlechten Dinge, die er getan hat, aber er hatte auch einen positiven Einfluss“, wird ein Seller dort zitiert.

Transparenz ist auch in Bezug auf die Kontrolle der Mitarbeiter:innen des Seller-Supports gefragt, damit ein derartiges Bestechungs-Business gar nicht erst entstehen kann. Klar ist: Auch wenn Amazons Seller Support zweifellos verbessert werden muss, ist dies keine Rechtfertigung für Bestechung, Betrug und die Manipulation von Accounts der Konkurrenz. Dieser prominente Fall zeigt, dass derartige Betrügereien früher oder später ans Licht kommen und sich dann sämtliche Akteure—Amazon-Mitarbeiter, Berater und auch die auftraggebenden Seller—dafür verantworten müssen.