Es passiert leider immer wieder: Kriminelle Akteure, sogenannte „Black Hats“, stehlen Produkt-Listings ehrlicher Amazon-Seller, um deren positiven Bewertungen für ihre eigenen—häufig erst seit kurzem angebotenen, minderwertigen oder gefälschten—Produkte zu nutzen. Dadurch erhalten die Käufer:innen den Eindruck, dass diese Produkte weit mehr positive Bewertungen haben, als es tatsächlich der Fall ist. Ein klarer Fall von Betrug. Hier erfahren Sie, was Sie tun können, wenn eines Ihrer Listings von einem Black Hat gekapert worden ist.
Wie gelingt es den Black Hats, ein Listing zu kapern?
Das läuft oft so ab: Die kriminellen Akteure finden einen Verkaufsartikel eines erfolgreichen Sellers, der viele sehr gute Bewertungen aufweist, derzeit aber nicht auf Lager ist und daher nicht zum Verkauf auf der Amazon-Plattform angezeigt wird. Sie überschreiben den originalen Markennamen dieses Artikels mit einem eigenen Markennamen im Backend von Seller Central und fügen die ASIN als Kind in ihre eigene Variante ein. Da der gekaperte Artikel derzeit nicht auf Lager ist, erscheint er nicht auf der Produktdetailseite—wohl aber seine Bewertungen. Denn bei Varianten werden die Bewertungen aller Kind-Artikel gesammelt angezeigt, egal, ob der entsprechende Kind-Artikel derzeit auf Lager ist oder nicht.
Kriminellen Akteuren gelingt es auf diese Weise immer wieder, hunderte positiver Bewertungen für ihre eigenen Artikel zu ergaunern. Und die Seller? Bemerken oft gar nicht oder erst sehr spät, dass ihr inaktives Listing gekapert worden ist. Sie können den Artikel mit dieser ASIN nun nicht mehr selbst zum Verkauf anbieten, was bei beliebten Verkaufsartikeln zu erheblichen Umsatzeinbußen führen kann.
3 Tipps für den Umgang mit gekaperten Listings
So können Sie sich einerseits besser schützen und anderseits Maßnahmen ergreifen, wenn eines Ihrer Listings gekapert worden ist:
- Nutzen Sie Brand Registry, um Ihre Marke zu schützen: Denn nur, wenn Ihre Marke bei Amazons Markenschutzprogramm Brand Registry registriert ist, kann Amazon Ihnen helfen, die falschen Angaben rückgängig zu machen und das Listing zurückzuerlangen. Ist Ihre Marke nicht registriert, gibt es nahezu keine Möglichkeit zu beweisen, dass die gekaperte ASIN zu Ihrer Marke gehört.
- Monitoring ist wichtig: Überprüfen Sie Ihr gesamtes Sortiment regelmäßig, auch inaktive Listings, insbesondere solche, die nur vorübergehend nicht auf Lager sind. Überschaubare Sortimente können manuell überprüft werden. Mittlerweile gibt es zudem eine Reihe an automatisierten Analyse-Tools auf dem Markt, die Sie für das Monitoring nutzen können. Diese Tools benachrichtigen Sie beispielsweise, wenn sich der Markenname eines Produktes ändert.
- Melden Sie Ihren Fall Amazon: Wenn Sie bemerken, dass eine Ihrer ASINS unter einem falschen Markennamen verwendet wird oder ein Listing im Amazon-Shop entdecken, dass Ihre ASIN als Kind in der Variante verwendet, melden Sie den Fall so schnell wie möglich. Klicken Sie dazu auf auf „Bericht starten“ über folgendes Formular: https://www.amazon.de/report/infringement.
Dokumentieren Sie den Missbrauch, z.B. mit Hilfe von Bildschirmfotos, und sammeln Sie so viele Informationen wie möglich, um Amazon den Fall genau schildern zu können:
- Ihre ASIN wird unter einem falschen Markennamen verwendet? Klicken Sie auf den Verkäufernamen („Verkauft von“) und schauen Sie nach, welcher Verkäufer dahinter steckt.
- Checken Sie das Impressum des Verkäufers. Hieraus lässt sich oft ableiten, ob es sich um einen kriminellen Akteur handelt.
- Schauen Sie sich das Schaufenster des Verkäufers an. Gibt es weitere Hinweise auf kriminelle Aktivitäten?
- Schauen Sie sich die Produktinformationen Ihres gekaperten Listings im eigenen Backend von Seller Central an: Wurde mehr als der Markenname verändert, z.B. technische Details wie Farbe, Größe oder Abmessung?
Schicken Sie all diese Informationen an Amazon. Falls Amazon nicht oder nicht wie gewünscht reagiert, melden Sie den Fall erneut—notfalls auch mehrfach—so lange, bis Sie die gewünschte Reaktion von Amazon erhalten.