Regionalität und Nachhaltigkeit im Fokus: Wie Online-Marktplätze mit lokalen Kleinunternehmen zusammenarbeiten  

Während der stationäre Einzelhandel während der Pandemie erhebliche Umsatzeinbußen zu verzeichnen hatte, hat der weltweite Online-Handel zur selben Zeit einen gewaltigen Boost erlebt und sich das Konsumverhalten vieler Käufer:innen nachhaltig in Richtung Online-Shopping verändert. Gleichzeitig findet ein gesellschaftliches Umdenken hin zu mehr Umweltbewusstsein und nachhaltigerem Konsumverhalten statt: Der Kauf von lokalen und regionalen Produkten mit kurzen Lieferketten liegt im Trend—die Vorzüge und Bequemlichkeiten des Online-Shoppings sollen möglichst weder zu Lasten der Umwelt noch der regionalen Wirtschaft gehen. Nicht zuletzt deswegen gibt es immer mehr Ansätze, die Digitalisierung lokaler und regionaler klein- und mittelständischer Unternehmen (KMU) und stationärer Einzelhändler zu fördern und diese dabei zu unterstützen, ihre Produkte neben dem traditionellen Tagesgeschäft auch online anzubieten.  

Lokale Marktplätze verbinden Online-Shopping mit stationärem Einzelhandel 

In Leipzig geht beispielsweise gerade die Online Plattform Locally Happy an den Start. Die städtische Initiative hat zum Ziel, es den Leipziger Bürger:innen zu ermöglichen, gleichzeitig online und lokal einzukaufen. Ortsansässige Einzelhändler und andere Dienstleister können sich auf der Online-Plattform vorstellen und ihre Produkte und Dienstleistungen dort anbieten.  

Wie erfolgreich lokale Online-Marktplätze wie Leipzigs Locally Happy langfristig sein werden ist jedoch fraglich, denn abgesehen von den technischen Herausforderungen, vor denen viele stationäre Händler bei der Digitalisierung ihrer Geschäfte stehen, fehlt je nach Größe des Marktplatzes die kritische Masse an Nutzer:innen, um profitabel zu sein. eBay Deine Stadt ist ein Beispiel dafür, dass solche Modelle funktionieren können, wobei eBay die entscheidende Masse an Nutzer:innen mitbringt. 

Amazon Kleine Unternehmen

Amazon vertieft die Zusammenarbeit mit kleinen Unternehmen 

Auch für Amazon stellt die kritische Masse keine Sorge dar. Der Online-Riese hat den Trend hin zu regionalen Produkten kleiner und mittlerer Unternehmen ebenfalls aufgegriffen. Eigenen Angaben zufolge haben im Jahr 2020 mehr als 40.000 KMU aus Deutschland bei Amazon verkauft und dabei zusammen 3,75 Milliarden Euro an Exportumsätzen erzielt.

Bei Amazon Kleine Unternehmen finden Käufer:innen inzwischen gezielt Produkte kleiner Unternehmen und Kunsthandwerker. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, nach Bundesländern zu filtern, um Anbieter aus der eigenen Region zu finden, wobei anzumerken ist, dass diese Funktion bisher eher rudimentär funktioniert. Anlässlich des Prime Day 2022 letzten Monat erhielten Kleinunternehmen, die neuerdings durch ein entsprechendes Abzeichen hervorgehoben werden, zusätzliche Aufmerksamkeit durch ein Gewinnspiel. 

Im B2B-Bereich geht Amazon bereits einen Schritt weiter: Auf seiner Handelsplattform Amazon Business soll das neue Feature „Lokal Einkaufen“ auf dem europäischen Markt eingeführt werden, mit dem Geschäftskunden gezielt Anbieter aus der eigenen Region finden können, um von diesen zu kaufen, wobei neben regionalen auch preisliche Grenzen gesetzt werden können. Laut einer Umfrage von Amazon Business gehören für 90% der teilnehmenden Firmen Investitionen in lokale Gemeinschaften zu ihren Beschaffungszielen. In einem ersten Testlauf hatten Firmen bis zu 50% ihres Einkaufs-Budgets bei Amazon Business über die neue Funktion ausgegeben, allen voran Unternehmen aus dem öffentlichen Sektor in Deutschland.

Es bleibt spannend zu sehen, ob—oder vielmehr wann—eine ähnliche Funktion auch auf dem Amazon B2C-Marktplatz eingeführt werden wird. Andere Online-Plattformen wie Etsy bieten ihren Nutzer:innen bereits heute die Möglichkeit, Anbieter nach Standort zu filtern. Ich bin überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Amazon hier nachziehen wird.