Fast zwei Millionen Händler weltweit nutzen mittlerweile Amazons Marktplatz, um ihre Produkte online zu verkaufen. Die Online-Seller müssen dabei Amazons Verkaufsrichtlinien einhalten, mit denen der Konzern allem voran die Zufriedenheit seiner Kunden sicherstellen will. Amazon überprüft die Einhaltung der Verkaufsrichtlinien permanent auf Basis verschiedener Kennzahlen und bewertet so die Verkäuferleistung der Marktplatz-Händler. Verstößt ein Verkäufer maßgeblich gegen die Verkaufsrichtlinien, behält sich Amazon das Recht vor, dessen Account ohne Verzug zu sperren. Gesperrte Accounts werden erst wieder reaktiviert, wenn die Verkäufer erfolgreich Widerspruch einlegen und belegen können, dass die Verstöße behoben worden sind und die Richtlinien fortan eingehalten werden.
Ab August dieses Jahres soll eine neue Version des bestehenden „Account Health Rating System“ („AHR“) zur Bewertung der Verkäuferleistung eingeführt werden. Das neue Rating Feature soll zunächst in den USA und Kanada zur Verfügung stehen, alle anderen Länder—so auch Deutschland—sollen im Lauf des Jahres 2023 folgen.
Alles im grünen Bereich? Wie Amazon Seller ihre Verkäuferleistung überwachen können
Das neue Rating Feature arbeitet mit einem numerischen System. Auf einer Skala von 0 bis 1.000 wird jeder Seller-Account in eine von drei farblich markierten Kategorien eingestuft: Ein Punktestand zwischen 200 und 1.000 bewertet die Verkäuferleistung als „Gut“ (grün markiert), ein Score von 100-199 Punkten bedeutet „Gefährdet“ (gelb markiert). Fällt der Punktestand unter 100 Punkte, wird die Verkäuferleistung als „Kritisch“ (rot markiert) eingestuft, und es besteht das Risiko einer Kontosperrung. Neue Verkäufer starten jeweils mit einem Punktestand von 200. Wer über FBA verkauft, wird mit dieser Art der Bewertung bereits vertraut sein: Der Lagerbestandsindex (LBI) nutzt bereits heute ein 1.000-Punkte-System.
So spielte es bisher z. B. keine Rolle, wie lange ein Verkäufer bereits auf Amazon verkauft und wie vorbildlich er sich in der Vergangenheit gezeigt hat. Immer wieder gab es daher Forderungen, langjährige Verkäufer mit sehr guter Verkäuferleistung nach einem (vermeintlichen) Vergehen milder zu bewerten bzw. im Vergleich zu neuen Verkäufern bevorzugt zu behandeln.
Die Berechnung zur Bewertung der Verkäuferleistung, die beinahe in Echtzeit erfolgen soll, setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. So spielen die Anzahl der ungeklärten Richtlinienverstöße zu einem bestimmten Zeitpunkt sowie der „relative Schweregrad“ der Verstöße eine Rolle, aber auch, inwieweit das Einkaufserlebnis durch Aktivitäten des Verkäufers beeinflusst wird. Der Schweregrad eines Verstoßes spiegelt sich direkt im Punktesystem wider: schwerwiegende Verstöße erhalten einen höheren Punkteabzug als leichte Verstöße. Ein mehrfacher Verstoß gegen ein und dieselbe Richtlinie wird ebenfalls höher bewertet als ein einmaliger Verstoß.
Mit diesem Rating-System soll künftig mehr Transparenz bei der Bewertung der Verkäuferleistung geschaffen werden. Verkäufer können und sollen ihre Verkäuferleistung anhand der Verkaufsrichtlinien regelmäßig selbst überprüfen, damit sie rechtzeitig Maßnahmen ergreifen können, um ihren Punktestand im grünen Bereich zu halten und so einer Deaktivierung ihres Accounts vorzubeugen. Dabei empfiehlt es sich, die schwerwiegendsten Verstöße gegen die Richtlinien als erstes zu beheben, um den Punktestand größtmöglich anzuheben.
Haben Sie Fragen zum neuen Rating Feature zur Bewertung der Verkäuferleistung oder zu den Maßnahmen, die Sie im Fall einer Kontosperrung ergreifen müssen? Ein paar Tipps dazu finden Sie hier.