Wer hat von der Pandemie profitiert? — Gewinner und Verlierer im Online-Handel

Dass der Online-Handel insgesamt von der Corona-Pandemie profitiert hat, ist keine Neuigkeit. Lockdowns und Corona-Beschränkungen haben der Branche in den vergangenen zwei Jahren einen unvergleichlichen Boost beschert. Das spiegelt sich auch in den Gesamtumsatzzahlen der Branche wider, die im Vergleich zu 2019 auf ein völlig neues Niveau katapultiert worden sind. So stieg der Gesamtumsatz allein in Deutschland 2020 um 23% im Vergleich zum Vorjahr. Doch in dieser insgesamt positiven Entwicklung gibt es dauerhaft nicht nur Gewinner.

Erfolgreich ist, wer Trends erkennt, geschickt investiert und neue Wege geht

Wer die wahren Gewinner und Verlierer der Pandemie sind, wird sich laut Jochen Krisch von Exciting Commerce in diesem Jahr zeigen, wenn die Sondereffekte der Corona-Zeit wegfallen: Die Online-Unternehmen, die 2022 ihr Wachstum im Gegensatz zu vor der Pandemie verdoppeln oder ein Wachstum von mindestens 75% bis 100% verzeichnen können, zählen demzufolge zu den Gewinnern. Diese haben die Corona-Zeit genutzt, um sich strategisch und operativ erfolgreich für die Zukunft aufzustellen. Unternehmen hingegen, die im Gegensatz zu 2019 weniger als 50% Wachstum aufweisen, konnten dagegen den Corona-Boost nicht für sich nutzen. Zu letzteren zählt Ebay, das Unternehmen konnte 2020 zwar erstmalig ein Gross Merchandising Volume (GMV) von mehr als 100 Mrd. US-Dollar erwirtschaften, ist seitdem jedoch stark abgefallen und im aktuellen Jahr sogar unter das Niveau von 2019 gerutscht.

Zu den größten Gewinnern gehören Krisch zufolge der Online-Marktplatz Etsy, der einen Zuwachs von +170% verzeichnen konnte, sowie das argentinische E-Commerce-Unternehmen MercadoLibre (+143%) und die chinesische E-Commerce-Plattform Pinduoduo (+142%).

Die deutsche Otto Group steht nach der Pandemie ebenfalls gut da. Für den Konzern war das vergangene Geschäftsjahr 2021/22 mit einem Umsatzwachstum von 12,9% nach eigenen Angaben „eines der besten Geschäftsjahre der Firmengeschichte“, wie Alexander Birken, Vorstandvorsitzender der Otto Group, erklärt. Das Unternehmen zeichnet dafür vor allem seine bereits vor der Pandemie begonnene Wachstumsstrategie mit hohen Investitionen in Digitalisierung, Logistik und einen Wandel der Unternehmenskultur verantwortlich und hebt zudem den Erfolg im Bereich der Plattformen seiner Unternehmen Otto und About You hervor.

Amazon kann sich über ein Umsatzwachstum von immerhin +70% freuen. Der stabile Erfolg des Online-Riesen ist sicherlich ebenfalls darauf zurückzuführen, dass das Unternehmen sich permanent weiterentwickelt, zukunftsträchtige Trends frühzeitig erkennt und sich neue Nischen erschließt: Auf Amazon Live arbeitet der Konzern beispielsweise inzwischen gezielt mit Influencer:innen zusammen, um bestimmte Amazon-Produkte zu bewerben.

Essenslieferdienste auf Erfolgskurs


Essenslieferdienste seit der Pandemie auf Erfolgskurs

Auch bei den Food-Delivery Diensten, die zu den größten Gewinnern der Pandemie zählen, mischt Amazon mit. Mit Amazon Fresh betreibt der Konzern seit einigen Jahren einen eigenen Lebensmittel-Lieferdienst, der in Deutschland allerdings nur schleppend anläuft. Kürzlich hat sich Amazon Rechte am Anteilserwerb von Grubhub gesichert, zunächst mit einer Option für eine zweiprozentige Beteiligung an dem US-amerikanischen Food-Delivery Service. Dafür können Amazon Prime-Kund:innen kostenlos eine Jahresmitgliedschaft von Grubhub+ erwerben und sparen unter anderem die Lieferkosten für ihre Essensbestellungen. In Großbritannien fährt Amazon mit dem Food-Dienst Deliveroo bereits ein ähnliches Modell.