Nach der Einführung in den USA und Kanada Ende 2022 (wir berichteten), hat Amazon sein Account Health Assurance (AHA) Programm nun auf Stores weltweit ausgeweitet. In Deutschland ist der „Schutz der Verkäuferleistung“, wie das Programm auf Deutsch genannt wird, seit Ende April verfügbar. Das gab Amazons Deutschlandchef Markus Schöberl höchstpersönlich auf LinkedIn bekannt. Die Account Health Assurance soll die Kommunikation zwischen Amazon und seinen Marktplatzhändlern verbessern und vorbildliche Seller vor unerwarteten Kontosperrungen schützen, indem sie vorab auf Verstöße hingewiesen werden. Sie erhalten die Gelegenheit, diese zu beheben, bevor es zur Deaktivierung ihres Accounts kommt.
Wer profitiert vom „Schutz der Verkäuferleistung“?
Die Account Health Assurance bietet Sellern mit einem konstant hohen Account Health Rating (AHR) von mindestens 250 über einen Zeitraum von sechs Monaten und einer Unterschreitung dieser Bewertung von maximal zehn Tagen automatisch Schutz. Zudem müssen sie den Verkaufstarif „Professionell“ vorweisen und eine rund um die Uhr erreichbare Telefonnummer für Notfälle hinterlegt haben. Bei drohender Kontosperrung werden die Seller zunächst von Amazon über den begangenen Verstoß informiert (so zumindest die Theorie). Sie haben daraufhin 72 Stunden Zeit, sich bei einem Amazon-Mitarbeiter zu melden, um den Verstoß gemeinsam zu beheben.
Ob Seller die genannten Kriterien erfüllen und somit automatisch für die Account Health Assurance registriert sind, erfahren sie per E-Mail. Zudem können sie ihren AHA-Status im Dashboard „Verkäuferleistung“ sehen:
Sellern, die sich (noch) nicht für das AHA-Programm qualifizieren, wird dort folgende Nachricht angezeigt:
Verkäufern mit dauerhaft guter Verkäuferleistung bietet das Account Health Assurance Programm damit eine wesentliche Unterstützung und eine zusätzliche Sicherheitsebene. Schöberl betont in seinem LinkedIn-Post, dass das AHA-Programm jedoch nicht als Freifahrtschein für regelwidriges Verhalten auf der Amazon-Plattform diene. Verstöße gegen gesetzliche Bestimmungen führen nach wie vor zur direkten Deaktivierung des Verkäuferkontos, unabhängig vom AHA-Status: „Bitte FAQ aufmerksam lesen und nein, wenn man gegen Gesetze verstößt, gilt dieser Schutz natürlich nicht.“
In den FAQ heißt es dazu: „Unabhängig von Ihrer Registrierung beim Programm „Schutz der Verkäuferleistung“ oder der Bewertung Ihrer Verkäuferleistung kann Amazon Sie gemäß dem Amazon Services Europe Business Solutions Vertrag oder gemäß den gesetzlichen Vorschriften sofort vom Programm ausschließen und Ihr Verkäuferkonto deaktivieren. Dies kann passieren, wenn der Verdacht besteht, dass Sie an betrügerischen, irreführenden, illegalen oder schädlichen Aktivitäten beteiligt sind oder wenn Sie die einschlägigen Vorschriften nicht einhalten.“
Diese Einschränkung dürfte die Wirkung des AHA-Programms etwas entkräften, da Kontosperrungen erfahrungsgemäß besonders dann drohen, wenn Seller in irgendeiner – und oft unbeabsichtigter – Weise gegen Amazons Vorschriften verstoßen. Fraglich ist außerdem, wie viele Mitarbeiter Amazon weltweit im Rahmen des Programms einsetzt, um Seller bei Account-Problemen zu unterstützen. Ob im Zweifelsfall nicht doch lieber erst einmal der Account gesperrt wird?
Fazit
Die Ausweitung des Account Health Assurance Programms auf Amazon-Stores weltweit ist ein wichtiges Signal an alle ehrlichen Seller, die sich durch konstant gute Verkäuferleistung auszeichnen. Trotzdem sollten diese sich nicht ausschließlich auf den „Schutz der Verkäuferleistung“ verlassen. Stattdessen sollten sie ihre Verkäuferleistung eigenständig regelmäßig überprüfen und selbst kleinere Verstöße schnellstmöglich auf eigene Initiative beheben. Letztlich liegt es an den Sellern selbst sicherzustellen, dass ihr Geschäft reibungslos läuft, indem sie proaktiv handeln und Verstöße umgehend beheben.