Mischt KI die Arbeitswelt auf?

Künstliche Intelligenz (KI) ist schon längst nicht mehr wegzudenken. Automatische Spamfilter für E-Mails, die Gesichtserkennung auf dem Handy, die Sprach- und Texterkennung digitaler Sprachassistenten oder die Auswahl von gezeigten Inhalten auf Social-Media-Kanälen nach Relevanz für den Anwender gehören längst zu unserem Alltag. Machine Learning, bei dem IT-Systeme auf Basis vorhandener Daten und Algorithmen Muster und Gesetzmäßigkeiten erkennen und darauf basierend Lösungen entwickeln, wird inzwischen von jedem fünften Unternehmen eingesetzt. Und viele Unternehmen sehen in der fortschreitenden Entwicklung von KI großes Potential, um nicht nur Prozesse und Abläufe effizienter und kostengünstiger zu gestalten, sondern auch völlig neue Geschäftsmodelle und Innovationen auf den Weg zu bringen.

 

Die breite Öffentlichkeit verfolgt die rasante Entwicklung von KI einerseits mit Faszination, andererseits mit Skepsis und Unsicherheit. Zuletzt sorgte die Ankündigung von Microsoft für Aufregung, rund 10 Milliarden US-Dollar in die OpenAI Foundation zur Unterstützung der Entwicklung des KI-Chatbots ChatGPT zu investieren. Die ChatPT-Software ist in der Lage, Texte zu verfassen, die wie von Menschen geschrieben wirken und erregt damit viel Aufsehen, aber auch Sorge darüber, was dies für die Zukunft der Arbeitswelt bedeutet. Es wird spekuliert, inwiefern KI-Anwendungen wie ChatGPT menschliche Tätigkeiten in Zukunft nicht nur unterstützen, sondern mit Menschen und deren Intellekt konkurrieren und diese sogar ersetzen werden.

KI ist schon längst Teil unseres Alltags. Copyright: Pinkeyes

 

Bei Amazon löst KI schon heute den Vendor Manager ab

 

Dass menschliche Tätigkeiten durch KI ersetzt und dadurch Arbeitsplätze eingespart werden, ist aber keinesfalls nur Zukunftsmusik: Amazon ersetzt bereits seit einigen Jahren die Arbeit von Vendor Managern teilweise durch KI-Lösungen, wie Autor Alex Kantrowitz in den Ausführungen zu seinem Buch „Always Day One“ beschreibt: Schon lange berechnet der Konzern allein auf Basis der Wohnadresse und der Einkaufs-Historie von Kund:innen, welche Produkte diese wann und in welchen Mengen kaufen werden. Traditionell hat Amazon sogenannte Vendor Manager angestellt, um die Lagerbestände in seinen Logistikzentren auf diesen Erfahrungswerten basierend möglichst optimal zu aufzustocken. Laut Kantrowitz kam Amazon bereits im Jahr 2012 auf die Idee, diese Tätigkeit durch KI-Lösungen zu ersetzen, denn: „Wenn die Menschen berechenbar wären, könnten Amazons Algorithmen potenziell bestimmen, welche Produkte in welchen Fulfillment Centern zu welchem Zeitpunkt in welcher Menge und zu welchem Preis zu finden sein müssten. Und sie könnten es wahrscheinlich besser machen…Die Führungskräfte von Amazon beschlossen, den Versuch zu unternehmen, die traditionellen Aufgaben eines Vendor Managers zu automatisieren, einschließlich Prognosen, Preisgestaltung und Einkauf. Die Mitarbeiter:innen von Amazon haben diese Initiative Projekt Yoda genannt. Anstatt die Arbeit von Vendor Managern erledigen zu lassen, würde Amazon die Macht einsetzen.“

 

Es ist also schon längst keine Frage mehr, ob KI unseren Arbeitsalltag verändern und so manchen Job, den heute Menschen erledigen, übernehmen wird. Die Frage ist vielmehr, wie wir damit umgehen und welche neuen Möglichkeiten dadurch für die Zukunft der Arbeitswelt entstehen werden.