Penny for your Pickup: Amazon bezahlt Kund:innen für die Selbstabholung ihrer Pakete 

Nicht nur einen Penny, sondern ganze 10 US-Dollar bietet Amazon neuerdings Kund:innen in den USA, die sich ihre Bestellungen nicht nach Hause liefern lassen, sondern selbst abholen.  

Dieses Angebot hat der Konzern laut einem Reuters-Artikel kürzlich einigen Kund:innen per E-Mail gemacht, um diese zu motivieren, Pakete ab einem Bestellwert von 25 US-Dollar an stationären Abholstationen in (Partner-)Geschäften wie Amazon Fresh, Whole Foods oder Kohl’s selbst abzuholen. 

Amazon Paketübergabe
Amazon-Paketübergabe: Künftig im Store statt an der Haustür?

(K)eine Sparmaßnahme? 

Amazon zufolge hat dieses verlockende Angebot nichts mit Sparmaßnahmen zu tun, obgleich nicht von der Hand zu weisen ist, dass gerade die besagte letzte Meile der Online-Bestellungen auf dem Weg zu den Kund:innen für das Unternehmen sehr kostenintensiv ist, besonders in ländlichen Gegenden. Diese Kosten können durch die Selbstabholung eingespart werden.  

„Wir bieten unseren Kund:innen eine Vielzahl von Möglichkeiten an, ihre Pakete zu erhalten, einschließlich Liefer- und Abholoptionen. Die 10-Dollar-Amazon-Pickup-Aktion ist nicht neu“, wird Amazon in dem Reuters-Artikel zitiert. Das Angebot richte sich an Kund:innen, die die Pickup-Möglichkeit noch nie bzw. nicht innerhalb der letzten 12 Monate genutzt hätten.  

Das 10-Dollar-Angebot passt ins Bild weiterer kostenbezogener Maßnahmen, die der Konzern im Laufe des letzten Jahres in mehreren Sparten eingeführt hat: 

  • Amazon Prime: Ein Prime-Jahresabo, das unter anderem kostenfreie Lieferungen beinhaltet, ist nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Ländern teurer geworden. In Deutschland zum Beispiel ist der Preis für die Prime-Mitgliedschaft im Herbst 2022 um 20 Euro auf fast 90 Euro pro Jahr angestiegen. 
  • Amazon Fresh: Der Mindestbestellwert für kostenlose Lebensmittellieferungen wurde ebenfalls erhöht: von 20 Euro auf 35 Euro. 
  • Same-Day Delivery: Für taggleiche Lieferungen im Wert von unter 25 US-Dollar fallen in den USA neuerdings Gebühren an. In Deutschland ist die Same-Day-Lieferung nur in wenigen ausgewählten Postleitzahlbereichen und ab einem Mindestbestellwert von 20 Euro verfügbar. 
  • Amazon Day: Prime-Kund:innen wird nahegelegt, sich sämtliche Bestellungen an einem bestimmten Wochentag liefern zu lassen. Das spart Transportwege und Verpackungsmaterial—und ist somit nicht nur umweltschonender, sondern spart Amazon auch Kosten. 

Mit der Selbstabholung von Bestellungen wird zudem gleichzeitig die Rückgabe von Retouren an Amazons Rückgabestellen gefördert: In einem Zug können Bestellungen abgeholt und Retouren zurückgegeben werden. Dazu passt auch, dass Amazon seit einiger Zeit eine Rückgabe-Gebühr von einem US-Dollar erhebt, wenn Kund:innen ihre Retouren über eine UPS-Filiale zurücksenden, obwohl sich in näherer Umgebung ein Retouren-Center von Amazon befindet. 

Es wird interessant sein zu sehen, ob sich der Anreiz von 10 US-Dollar für Amazon bezahlt machen und langfristig Umdenken in den Köpfen der Kund:innen hin zur Selbstabholung bewirken wird. Amazon scheint jedenfalls erkannt zu haben, dass es auf Dauer die richtige Balance finden muss zwischen dem Anspruch, maximal kundenfreundlich zu sein und den Kosten, die diese Kundenbesessenheit verursacht.