Too Big to Fail?

Amazon trotzt Boykott mit Umsatzplus

Ein Aufruf zum Amazon-Boykott in den USA sorgte für Schlagzeilen, aber nicht für Umsatzeinbrüche.

Zwischen dem 07. und 14. März 2025 rief die junge Aktivistengruppe People’s Union USA zu einem einwöchigen Boykott gegen Amazon auf, um ein Zeichen zu setzen gegen ausbeuterische Arbeitsbedingungen, unfaire Geschäftspraktiken und Amazons Umgang mit kleineren Partnern und Händlern. Die Idee: Wenn genug Menschen ihren digitalen Einkaufswagen stehen lassen, steigt der Druck auf Amazon.

Das Kalkül ging jedoch nicht auf. Im Gegenteil. Amazon verzeichnete in der Boykottwoche ein Umsatzplus von fast sechs Prozent.

Amazon Umsatzzahlen März 2025 veröffentlicht von Momentum Commerce
Über den Boykottzeitraum hinweg lagen Amazons Umsätze in den USA um 5,9 % über dem Acht-Wochen-Durchschnitt.
Quelle: Momentum Commerce

Ähnlich auch am symbolischen „Economic Blackout Day“, der am Freitag, den 28. Februar 2025 stattfand. An diesem Tag waren Konsument:innen dazu aufgerufen worden, große US-Einzelhändler zu boykottieren, aus Protest gegen deren „Korruption und Gier“, die durch die neue US-Regierung befeuert würden. Konzerne wie Amazon und Walmart hatten seit Trumps Amtsübernahme unter anderem bekannt gegeben, ihre Programme zur Gleichberechtigung und Inklusion („Diversity, Equity, Inclusion“, kurz: „DEI“) zurückzufahren oder ganz aufzulösen. Aber auch an diesem Aktionstag verzeichnete Amazon ein leichtes Umsatzplus von einem Prozent im Vergleich zum Durchschnitt der vorherigen acht Freitage.

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Too Big to Fail – das gilt auch für Amazon

Einen Konzern wie Amazon lässt ein Boykott ziemlich kalt. Allein in den USA zählte der Marktplatz im Jahr 2022 laut Statista 168 Millionen Kund:innen – das entspricht etwa 80 % der weltweiten Kundschaft. Für viele gehört der Einkauf auf Amazon längst zur unverzichtbaren Grundversorgung: bequem, schnell, allumfassend. Die Idee, diesen Giganten durch Konsumverzicht ins Wanken zu bringen, setzt zwar moralisch ein Zeichen, ökonomisch greift sie jedoch ins Leere:

  • Nur 9 % der Amazon-Kund:innen planten, an dem einwöchigen Boykott teilzunehmen.
  • Nur 27 % der Amazon-Kund:innen wussten überhaupt von dem Boykott.
  • Regelmäßige Amazon-Shopper:innen nahmen deutlich seltener am Boykott teil als Gelegenheitskäufer:innen.

Die meisten Käufer:innen blieben trotz Kritik an Amazon bei ihrem gewohnten Einkaufsverhalten. Rund ein Fünftel der Boykott-Befürworter:innen verschob die Amazon-Käufe zudem einfach auf einen Zeitpunkt vor oder nach der Aktionswoche. Auch das verdeutlicht: Der Wille, politisch ein Zeichen zu setzen, ist da. Die Umsetzung ist jedoch eine andere Sache, besonders wenn sie den Verzicht auf gewohnte Annehmlichkeiten erfordert.

Protestbewegungen wie Boykotte mögen zwar Aufmerksamkeit erzeugen, aber sie gefährden das System Amazon nicht. Die bisherigen Aufrufe zum Boykott haben dem Online-Riesen wirtschaftlich nichts anhaben können. Vielmehr zeigen sie deutlich: Amazon ist „too big to fail“ – und längst unersetzlicher Teil des Alltags vieler Menschen.

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