Mit Black Friday, Cyber Monday und dem Weihnachtsgeschäft ist das vierte Quartal für die meisten Amazon Händler die umsatzstärkste Zeit des Jahres, daher blicken viele Seller diesem bereits mit Spannung entgegen. Doch was ist dieses Jahr vom vierten Quartal zu erwarten?
Düstere Aussichten für das Weihnachtsgeschäft
In den USA sieht man dem diesjährigen vierten Quartal angesichts der weltweiten Inflation, Energiekrise, Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie und Lieferkettenschwierigkeiten mehr als skeptisch entgegen. Laut Bloomberg.com befürchten viele Amazon Seller, dass sie gezwungen sein werden, ihre Preise zu senken, um nicht auf unverkaufter Ware sitzenzubleiben. Erwartet wird eine Online-Umsatzsteigerung um lediglich 9,4 %, womit das Wachstum erstmalig in den einstelligen Bereich rutschen würde, so Insider Intelligence. „Die Verbraucher:innen scheinen nur noch das Nötigste auszugeben, so dass die Verkäufer Rabatte und Gutscheine anbieten sowie aggressives Marketing betreiben müssen, was teuer werden kann“, erklärt Lesley Hensell von der Seller-Consulting Firma Riverbend Consulting in dem Bloomberg-Artikel und spricht von „beängstigenden“ Aussichten für das vierte Quartal.
Amazon erhöht Verkäufergebühren in den USA und Kanada
Eine weitere Hürde kommt auf amerikanische und kanadische FBA-Händler zu: Amazon hat angekündigt, in der Zeit zwischen dem 15. Oktober 2022 und dem 14. Januar 2023 erstmals eine Feiertagsgebühr für FBA-Händler zu erheben, wie CNBC berichtet. Diese Gebühr kommt zu den bestehenden Gebühren für die Nutzung von FBA hinzu. Amazon begründete die Erhebung der Feiertagsgebühr damit, dass „die Ausgaben neue Höhen erreichen“, was es für Amazon schwieriger mache, die mit dem Feiertagsgeschäft verbundenen Kosten zu absorbieren. Erst im April hatte Amazon die Gebühren für Amazon Seller um 5 % erhöht, um die durch die Krisen entstehenden zusätzlichen Kosten für das Unternehmen abzufangen. „Ab einem bestimmten Punkt kann man nicht mehr all diese Kosten auffangen und wirtschaftlich arbeiten“, argumentierte Amazons CEO Andy Jassy in einem Interview mit CNBC.
Erwartungen für den deutschen Markt
Auch in Deutschland sind die Auswirkungen der weltweiten Krisen und die damit verbundenen Preissteigerungen im Online-Handel deutlich zu spüren und werden sich aller Voraussicht nach auch im Kaufverhalten der Verbraucher:innen im anstehenden Quartal bemerkbar machen. Laut Prognosen, die Internetworld auf Basis des Shopping Index der CRM-Plattform Salesforce für das vierte Quartal aufgestellt hat, ist damit zu rechnen, dass das Weihnachtsgeschäft dieses Jahr früher beginnen wird, da Käufer:innen weiteren Preissteigerungen zuvorkommen wollen. Seller sollten sich entsprechend früh auf das Feiertagsgeschäft vorbereiten. Gefragt sind den Prognosen zufolge vor allem nachhaltige Produkte und Marken: 83 % der Käufer:innen legen den Salesforce-Daten zufolge beim Kauf Wert auf Nachhaltigkeit. Auch der Kauf von NFTs (Non-Fungible Tokens) wird beliebter, fast die Hälfte (46 %) der von Salesforce befragten Konsument:innen ziehen diese digitale Form des Weihnachtsgeschenks in Erwägung.
Internetworld prognostiziert zudem, dass die Markenloyalität angesichts steigender Preise zurückgehen wird, d.h. dass die Kund:innen sich bei ihren Kaufentscheidungen stärker an Preisen und weniger an Marken orientieren werden. Es besteht die Gefahr eines Preiskampfs. Hinzu kommt, dass die stationären Geschäfte nach den vergangen zwei Jahren pandemiebedingter Einschränkungen wieder vollständig geöffnet sind. Es ist zu erwarten, dass Käufer:innen das persönliche Kauferlebnis, das sie während der Pandemie vermisst haben, vermehrt nutzen werden. Für Anbieter, die sowohl stationär als auch online verkaufen, stehen die Chancen daher besser als für reine Online-Anbieter.
Alles in allem zeichnet sich also ein herausforderndes Bild für das vierte Quartal ab, vor allem für reine Online-Seller. Immerhin: Von Feiertagsgebühren für deutsche FBA-Händler ist derzeit zumindest (noch) nichts bekannt.