Black Friday 2022: So lief’s für den Onlinehandel

Gespannt und etwas unruhig haben Händler dem diesjährigen Rabatt-Event des Jahres, Black Friday, entgegensehen, den man im Zuge von weltweiten Krisen und Inflation nicht so recht einzuschätzen wusste. Skeptiker:innen zeichneten im Vorhinein ein düsteres Bild vom „Schwarzen Freitag“ und dem anschließenden Weihnachtsgeschäft.

Amazon Black Friday 2022

Zahlen aus den USA

Doch allen Unkenrufen zum Trotz brachte der diesjährige Black Friday dem Onlinehandel ordentliche Umsätze: MarketWatch zufolge haben Online-Shopper in den USA am diesjährigen Black Friday für einen Rekordumsatz von 9,12 Milliarden Dollar gesorgt. Insgesamt stiegen die Online-Verkäufe damit im Vergleich zum Black Friday des Vorjahres um 2,3 %. Dabei schafften es Elektronikartikel besonders häufig in die Warenkörbe der Black Friday-Shopper. Zahlen von Adobe zufolge stieg ihr Online-Umsatz gegenüber einem durchschnittlichen Tag im Oktober um 221 %. Spielwaren waren mit einem Plus von 285 % ebenfalls beliebt bei den Käufer:innen, ebenso wie Sportartikel mit einem Plus von 218 %.

Interessant ist, dass die Zahlungsmethode Buy Now, Pay Later (BNPL), bei der Konsument:innen ein Produkt sofort kaufen, die Zahlung aber erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt, mit einem Anstieg von 78 % im Vergleich zum Vorjahr besonders häufig genutzt wurde: „Während der Black Friday einen neuen Rekord bei den Online-Käufen aufgestellt hat, sehen wir dieses Jahr zugleich deutlichere Anzeichen für budgetbewusste Verbraucher:innen“, sagte dazu Vivek Pandya, leitender Analyst bei Adobe Digital Insights. Ob aus Budgetbewusstein oder anderen Gründen—Fakt ist: Es wurde in diesem Jahr wesentlich mehr auf Pump gekauft.

 

Amazon schnitt im Wettstreit um die Schnäppchenjäger im Vergleich zu anderen Online-Anbietern weniger gut ab als noch im Jahr zuvor: Laut dem Werbetechnologieunternehmen Captify, das täglich mehr als eine Milliarde Suchanfragen von Webseiten weltweit verfolgt, schaffte es das Online-Geschäft von Walmart auf Platz 1 der in Zusammenhang mit Black Friday getätigten Online-Suchen, gefolgt von Target und Kohl’s. Während Amazon noch im Vorjahr Platz 1 belegte, erreichte der Online-Riese demnach in diesem Jahr lediglich den vierten Platz.

Und in Deutschland?

Mit einem Umsatzplus von 156 % fiel der Black Friday in Deutschland schwächer aus als im Vorjahr, in dem ein Umsatzplus von 238 % erreicht wurde, wie OnlinehändlerNews berichtet. Zu erklären ist dies unter anderem damit, dass die hiesigen Käufer:innen aktuell nicht auf einen einzigen Rabatttag warten, an dem sie all ihre Einkäufe tätigen, sondern die Preise über einen längeren Zeitraum beobachten und beim vermeintlich besten Angebot zuschnappen: „Bei uns sehen wir ein spannendes Bild über den Black Week Zeitraum. Der Freitag lief nicht ganz so stark wie der bärenstarke 2021 Black Friday, aber auf hohem 2020er Niveau. Dafür waren die Tage vor dem Black Friday und das Wochenende deutlich stärker als 2021“, sagte Torsten Hautmann, VP Digital Sales von Payback.

Bemerkenswert ist zudem, dass die Umsätze von Black Friday in diesem Jahr von denen des Singles’ Day überholt wurden, der jährlich am 11.11. stattfindet. Der in Asien seit längerem etablierte Rabatttag stammt ursprünglich von Alibaba und wird auch von Händlern in Deutschland mittlerweile zum Anlass für einen weiteren Schnäppchentag genommen. Während die Bedeutung des Singles’ Day in Deutschland weniger bekannt sein dürfte und dieser auf Amazon beispielweise gar nicht gesondert beworben wird, haben viele Deutsche die angebotenen Schnäppchen dennoch genutzt.

Das passt zu dem Bild, das sich bereits zuvor abgezeichnet hat: Anstatt auf die etablierten Schnäppchentage Black Friday und Cyber Monday zu warten, hatten Onlinehändler dieses Jahr bereits viel früher mit dem vorweihnachtlichen Ausverkauf begonnen (siehe beispielsweise Amazons Prime Early Access Sale), unter anderem, um Lieferkettenprobleme zu vermeiden und ihre Lagerbestände zu optimieren. Das scheint von den Verbraucher:innen dankbar angenommen worden zu sein, die in diesem Jahr weniger auf einzelne Rabatttage setzen, sondern permanent auf der Suche nach den besten Schnäppchen sind, um ihren Geldbeutel so gut es geht zu schonen.